Francois Villon

eigentlich Montcorbier, wurde 1431 in Paris geboren. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen; über seinen Vater ist nichts bekannt. Die Mutter gab das Kind in die Obhut des Kaplans Guilaume de Villon, dessen Namen er nun annahm. Er erhielt eine gute Erziehung und studierte an der Pariser Universität, wo er 1452 den Magistergrad erwarb. Villons Vaganten- und Gaunerleben brachte ihn wegen Diebstahls und Raufereien mehrfach ins Gefängnis. 1463 entging er durch Begnadigung dem Galgen. Er wurde aus Paris ausgewiesen, trieb sich in den Provinzen umher und dichtete für Fürsten und Grafen, aber auch für Räuber und Huren seine Lieder und Balladen. Villons Spur verliert sich in seinen letzten Lebensjahren. Wahrscheinlich ist er 1463 gestorben.

Die Balladen und Lieder des Francois Villon sind ein unvergängliches Zeugnis der Weltliteratur. Nie zuvor ( aber auch später nicht mehr) sind in der französischen Dichtung Liebe und Haß, Tod und Vergänglichkeit, Hunger und Armut, Laster und Ausschweifung so unmittelbar und frech, so derb, humorvoll und zugleich so erschütternd Sprache geworden.

Villon, vielleicht der größte Untergrunddichter der menschlichen Geschichte, Desperado, Gesetzesbrecher und ein Sohn des Volkes, lebte in einer Zeit moralischer Auflösung und Zersetzung. Totale Korruption in Staat, Kirche und Gerichtsbarkeit, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung. Auf dem Überlebenstrip in dieser Atmosphäre entstanden seine unsterblichen Lieder, schuf Villon bewußt eine neue Fröhlichkeit des Herzens, für die im dumpfen dahinfaulende Masse des Volkes. Er stöberte sie in allen Schlupfwinkeln auf, diese Erbpächter des Elends und belichtete ihre Grenzenlose, soziale Untergründigkeit. Villon hatte nicht nur den Mut zur künstlerischen Revolte, er behauptete auch privat sein Ich gegen moralische und sittliche Diktaturen jeder Richtung. Jedes Lied von ihm ist bis heute gültig, gerade weil es immer es immer ganz persönlichen Lebenssituationen entsprang, weil es ganz direkt Zustände, Personen und Ursachen der Unterdrückung beschreiben konnte. Gerade das ist für uns heute so wertvoll, in einer Zeit, in der Anonymität das Leben bestimmt, in der die alles beherrschenden Möglichkeiten der Manipulation viele Menschen in einem Zustand irrationaler Realität herumirren lassen, der Völkermord Krieg, die potentielle Ausrottung des Lebens auf der Erde durch Umweltzerstörung und Waffenarsenale als etwas betrachtet, was als Normalität jeden Tag auf dem Fernseher akzeptiert wird. Es ist hier nicht der Platz, näher auf das Leben und die Zeit des Fracois Villon einzugehen. Darüber können seine Gedichte und Lieder viel besser erzählen.

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