Salzburger Zeitung:

Was ist das bloß für eine Wut, welche sich so anständig vorne und hinten reimt? Klaus Kinski hat sie vor mehr als dreißig Jahren mit Schaum vor dem Munde zu vermitteln versucht und hin und wieder auch einen Leuchter mit brennenden Kerzen ins tobende Publikum geschleudert. Helmut Qualtinger hingegen schäumte nicht: Er war aus tiefster Seele empört und zornig. Und der Berliner Kabarettist Wolfgang Neuss lebte diese Wut, die sich immer mehr gegen ihn selbst richtete. War die Wut des Francois Villon existentiell oder war sie nur Motor für seine satirischen Anklagen wider die Mächtigen, denen er freilich auch Huldigungslieder schrieb?
Uwe von Trotha, welcher im " Vorstadt- Varieté" gastierte, ist in seiner Wut besonders überzeugend, selbst wenn Villon die Mit- und Nachwelt um Verzeihung bittet, bedeutet das nicht Kniefälligkeit. Trotha beherrscht allerdings nicht nur die messerscharfe Artikulation des Villonschen Vermächtnisses: Noch überzeugender gelingen ihm die lyrischen Passagen, welche Villon den weißen Frauenleibern widmet. Der Genuß des Augenblicks im Bewußtsein seiner Vergänglichkeit: Trotha schöpft aus vollem Herzen die Erinnerung. Seinem musikalischen Begleiter, Wilfried Sahm, gelingt es, die Welt des Mittelalters in liebevollen Klangdetails zu skizzieren.

Süddeutsche Zeitung:

Uwe von Trotha überzeugte in seinem Vortrag durch Engagement und Lebendigkeit der Sprache. Virtuos setzte er alle Register der Sprachkunst ein, um durch Dynamik, Betonung und schauspielerisches Können betroffen zu machen. Die Leiden und Freuden Villon´scher Personen waren seine Leiden und Freuden, seine Identifikation verdeutlichte Villons Aktualität. Beeindruckend war auch die musikalische Unterstützung des Vortrages durch den Musikanten Wilfried Sahm ( Gitarre). Seine Musik war, ganz im Sinne der mittelalterlichen Musikpraxis, Improvisation im lebendigen Zusammenspiel. Aus einfachen Melodien mit kleinem Tonumfang schuf er eine klare und zugleich intensive Musik mit rhytmischen und tänzerischen Elementen, die dem Text noch schärfere Konturen verliehen.

Frankfurter Rundschau:

Uwe von Trotha zeichnete einen bitterbösen, radikalen Villon, manchmal auch weinerlich und vor Selbstmitleid zerfließend, nicht den liebenswerten Eulenspiegel, dessen Augenzwinkern uns vergessen läßt, das es da nicht um irgendwelche Märchen geht, sondern um den Ich- Zustand: Eine Botschaft in Stacheldraht verpackt. In dieser Interpretation gewannen die Balladen eine beklemmende Zeitlosigkeit. Wer könnte die Doppelbödigkeit skrupelloser Politiker, wer die wachsende Kraft zwischen arm und reich besser erfassen als der aufgeklärte Bundesbürger des Jahres 1998 ? Musikalisch begleitet wurden die Sprechgesänge von Wilfried Sahm an der Gitarre. Sahm hat ein halbes Jahr lang intensiv " originalgetreue" Musik recherchiert und bearbeitet. Was dabei herauskam, ist ein spannungsgeladene, nie ganz eindeutige Mischung aus zierlich- streng gespreizten Melodiebögen und fernöstlicher Improvisation.

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