History:
(Übersicht)
"Die Leckente lebt"
'88-'99
"Krawall im
Schweinestall"
'77-'83
"Die Urcheckpoints"
(Saurierer vom Rhein)
'67-'74
Discographie:
Klick!
Mal!
Da!

Lebende Legende
Checkpoint Charlie wieder unterwegs!

Immer noch Untergrund, nach so vielen Jahren. Und halbe Ewigkeiten ist es schon her, daß die Gruppe das letzte Mal in der Stadt gastierte, 1979 im Epple-Haus. Doch das wußte wohl nur noch das Zeitungsarchiv, denn als die Musiker am Freitag in den Jazzkeller hinabstiegen, versammelten sich dort gerade mal so viele Besucher wie bei jeder beliebigen Newcomer-Band. Aber ,,die Leckente lebt!", sträubt weiterhin das Gefieder und klappert unverdrossen die kleinen Clubs ab, während sich das Gros der Kollegen aus den Anfängen des Krautrocks längst auf das Altenteil mit Eintrag in die Rocklexika zurückgezogen hat.
Ganz bestimmt, diese Gruppe ist keine der ,,Industriebands"; ,,Checkpoint Charlie" aus 67806 Bisterschied, vom Land, wohin sich die Musiker- und Schauspieler-Kommune Ende der siebziger Jahre zurückgezogen hatte, als man  republikweit  in  den Netzwerken am Traum des alternativen Lebens bastelte. Heute noch lebt man da zusammen, aber die Kommune- Idee wird nicht mehr offensiv nach außen getragen. ,,Jetzt ist wieder Individualismus angesagt", bringt es Uwe von Trotha beim Gespräch im Bandbus auf den Punkt, nachdem er kurz zuvor einige alte Platten der Gruppe im Straßenverkauf an einen gerade vorbeiziehenden Fan gebracht hat.
Die Klassiker wie ,,Krawall im Schweinestall" und ,,Frühling der Krüppel" sind immer noch zu haben, und auch die alten Ideen von der selbstverwalteten Vermarktung abseits des industriellen Ausverkaufs leben weiter fort. Zusammen mit den alten Bekannten von ,,Embryo", wie Checkpoint Charlie" schon seit über 20 Jahren auf der Szene, hat man das musikereigene, unab-hängige Plattenlabel ,,Schneeball" reanimiert, auf dem letztes Jahr auch die neue Produktion von ,,Checkpoint Charlie", die Gurglersinfonie" erschien. Wurde dieser Tonträger mit einigen illustren Gästen aus dem Bereich der avancierten Rockmusik eingespielt,  ist  ,,Checkpoint Charlie" live auf der Bühne nur noch ein Duo.

Zum  Veteranen  Uwe  von Trotha, gelernter Schauspieler und bereits zu Apo- Zeiten bei ,,Checkpoint Charlie" für ,,Sprache, Sprüche, Anmache" zuständig, gesellte sich der ehemalige ,,Blech"- Musiker Therofal, und bei dieser musikalischen Konstellation war so kaum zu erwarten, daß hier im langbärtigen Hippie- Sound die Vergangenheit zelebriert würde. Im Jazzkeller rüpelten die beiden dann auch ganz zeitgemäß: Mit Mummenschanz  und  Samplertechnik hüpfte die Gruppe mitten hinein in die Neunziger und lud zu einem Streifzug durch den Rummel des ganz alltäglichen Wahnsinns. Garantiert jenseits des sogenannten guten Geschmacks wurde da gespuckt und geplärrt, deklamiert und geschrien, in kunterbunter Sprachenvielfalt, mit harten Riffs als knarrendes Scharnier zwischen den Sprechspielen. Musik im Takt des Videoclip- Zeitalters, ruckzuck von hier nach da, im Cut-up- Verfahren statt mit lang ausgespielten Improvisationen, gerade so, als ob da einer am Telecommander durchs Programm flipperte. Im Rösselsprung   geisterte ,,Checkpoint Charlie" durch die Kanäle, mischte Rock mit Revue, machte kabarettistische Klimmzüge und zertrampelte hinterrücks wieder alle Schubladen, in die man das Gesehene gerade einpacken wollte. Einige Zartbesaitete schalteten da im Jazzkeller auch ganz schnell wieder ab, aber der derbe Humor der beiden Provokateure siedelte allemal im Hardcore- Bezirk, mit reichlich verspritztem Blut und Sperma, und manche Lacher wurden fies mit Meldungen aus der täglichen Zeitungslektüre stranguliert.

Die böse Lust am Absurden durchschimmerte diesen Bericht vom Stand der Dinge: Statt dem agitatorischen Zeigefinger wie früher gegen Atomkraftwerke und Umweltverschmutzung nun also der Rückzug ins dadaistische Exil? Uwe von Trotha, ein Meister der grotesk gedrechselten Metapher, schüttelt den Kopf: ,,Mit Dadaismus hat das gar nichts zu tun. Im Grunde genommen ist es Lyrik. Underground- Lyrik. Und Dadaismus ist altbackene Scheiße." ,,Checkpoint Charlie" aber will in Bewegung bleiben, ohne sich auf dem Kissen des Historismus auszuruhen. Umgeben von Irrationalität und Irrsinn steht die Gruppe wieder an der Grenze zum Abgrund und sendet die Nachrichten vom daily live terror. Lauthals lacht sie darüber, mit einer beunruhigenden, bitteren Färbung
 
 
 
 
 
 


last Update: 30.09.1999
Kontakt:
Uwe von Trotha
Hauptsr. 68a
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v.Trotha-Fritz@t-online.de